So war der erste Poetry Slam am St.-Bernhard!

Frau Schultz und Herr Päßler bei der Preisverleihung
Fotos: Bela Baum
Fotos: Bela Baum
Fotos: Bela Baum

Am Abend des 11.2.2022 fand in den Gemäuern des Forums am St.-Bernhard Gymnasium der erste Poetry Slam der Historie dieser Schule statt.

Vorab sollte, um Verwirrung zu vermeiden, kurz erklärt werden, was ein Poetry Slam ist. Dies ist eine Veranstaltung in der Künstlerinnen und Künstler mit selbstgeschriebenen Texten gegeneinander antreten und das Publikum am Ende durch die Lautstärke des Klatschens entscheiden darf, wer in das Finale einziehen und einen zweiten Text vorlesen darf.

Als sich das Forum nach und nach gefüllt hatte, leitete Imka Schultz um 19:00 Uhr die Veranstaltung mit den Worten, dass Schülerinnen und Schüler vor allem in Zeiten des Corona-Virus viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt bekämen und dass ihnen mit deren Texten Gehör verschafft werden solle, ein. Die Moderation wurde daraufhin an die EF-Schülerinnen Olivia Bednarczyk und Tabea Novak übergeben. Die beiden losten nun die erste vortragende Person der EF aus: Laura Schüssl. Sie zog das Publikum in den Genuss ihres Rezeptes zur Weltrettung – et voilà! Als nächstes trug Johanna Bohnen gemeinsam mit Henriette Schick ihren Dialog vor, welcher die Sicht der Gesellschaft auf Frauen kritisierte. Das Publikum tat seine Zustimmung mit großem Beifall kund. Florian Schroeer ließ das politisch geprägte Jahr Revue passieren: Er erzählte von dem Auszug des „orangen Mannes aus dem ovalen Büro“, über den doch recht unterhaltsamen Vierkampf, wenn man dabei die politische Richtung außer Acht ließe, bis hin zum Einzug der SSW – und nein, damit sei nicht die Schwangerschaftswoche gemeint! Darauf folgte Colleen Sommer mit ihren Gedanken zu Rassismus und Vorurteilen. Sie appellierte an die Nächstenliebe und regte die Zuhörenden zum Nachdenken über möglicherweise selbst gehegte Vorurteile an. Dana Brandt berührte die Herzen des Publikums mit ihrem Text „Leben in schwarz und weiß“, in dem sie von ihrem Bruder erzählte, welcher das Down-Syndrom hat und dadurch das Leben ganz anders wahrnehme als andere. Kathrin Senger brachte mit „Die traurige Tasse“ zum Ausdruck, dass es unverständlich sei, dass Traurigkeit und Stress in der Gesellschaft normalisiert würden und man sich im Gegensatz dazu heutzutage mit einem Grund zum Glücklichsein rechtfertigen müsse. Nachdem sich der Beifall gelegt hatte, durfte das Publikum anhand der Lautstärke und Länge des Klatschens und verstärkend dazu durch Aufstehen entscheiden, welche beiden Vortragenden aus der EF in das Finale ziehen dürfen. Die Entscheidung fiel nicht leicht, dennoch fiel sie, und zwar auf Florian Schroeer und Dana Brandt!

Nun waren die drei Schülerinnen aus der 6. und 7. Stufe an der Reihe. „Das, wobei unsere Berechnungen versagen, nennen wir Zufall“, sagte einst Albert Einstein. Für Linda Nagel jedoch klinge das so wie „2+3=6, ach nee…, das ist ja falsch…, oh Zufall“! Ein Tuch der Beklommenheit legte sich über die Zuhörenden, als Sarah Hryniuk „Das blutrote Meer“ vorlas. Zeilen wie „Ich war nicht traurig, dass dies mein Ende war - ich war endlich frei“ ließen das Publikum frösteln, obwohl das Forum gut beheizt war. Die letzte Vortragende hieß Larissa Drechsler, die über Meeresverschmutzung durch Mikroplastik und die zunehmende Überfischung informierte und abschließend dazu aufforderte, Plastikmüll, soweit es gehe, zu vermeiden und zum Müllsammeln aufrief.

Es war an der Zeit, das Publikum entscheiden zu lassen, wer in das Finale einziehen darf: Larissa und Linda bekamen die Möglichkeit, ein weiteres Mal von sich zu überzeugen! Larissa las ihre Kurzgeschichte „Aufregung im Kletterpark“ vor und hinterließ die Botschaft, dass Freundschaft ein weitaus festeres Band ist, als so mancher denken mag und dass auf schlechte Zeiten wieder Gute folgen werden und man daher nie aufgeben solle.  Linda berichtete von Problemen einer 12-Jährigen, „ein ganzer Schrank voll NIX zum Anziehen!“, und bedankte sich schlussendlich bei ihrer Mutter, die sie in dieser durchaus schweren Zeit unterstütze. Das Publikum war gefragt und klatschte ein bisschen lauter für … Linda Nagel!

Die eine Gewinnerin stand also fest. Nun folgte das Finale der EF. Florian philosophierte über den Sinn des Lebens und rief abschließend dazu auf, dem Leben den Sinn zu verleihen, den wir ihm geben wollen: Die Gitter, die sich uns in den Weg stellen, aufzubrechen, die Mauern zu unseren Träumen zu zertrümmern und zu leben. In einem fiktiven Tagebucheintrag setzte sich Dana mit der Zukunft auseinander. „Was ist die Zukunft? Was erwartet uns? Wie wird sie aussehen?“ Antworten auf diese Fragen bekam ihr Charakter in einem Traum, welcher schlussendlich vor der Zukunft, wie sie werden wird, wenn sich die Richtung nicht ändere, warnte. Wieder einmal war das Publikum von beiden Vorträgen begeistert, ein kleines bisschen mehr jedoch von dem von … Dana Brandt! Damit gewannen Linda Nagel (6b) und Dana Brandt (EF) diesen Poetry Slam – herzlichen Glückwunsch!

Die Worte der Danksagung richtete Frau Schultz an die Teilnehmenden, also an Colleen, Dana, Florian, Henriette, Johanna, Kathrin, Larissa, Laura, Linda, Sarah, an die Moderatorinnen Olivia und Tabea, ebenfalls an Frau Kottal und Herrn Hitschler vom Kulturteam in Willich, sie dankte Herrn Päßler für die Bereitstellung des Forums, der Q2 für den Getränkeverkauf, der SV für den Kartenverkauf, dem Technik-Team unter der Leitung von Herrn Blome und schließlich noch den Lehrkräften Frau Heuser, Frau Reinhold, Frau Callsen, Herrn Fey, Herrn Wickhorst und Herrn Büning für deren tatkräftige Unterstützung.

Der Schulleiter Andreas Päßler gab zu, dass er wirklich hin und weg sei und seine Hochachtung den Vortragenden und den Moderatorinnen gelte. Außerdem bedankte er sich insbesondere bei Imka Schultz, die diese Veranstaltung ins Leben gerufen und mit all ihrer Kraft verwirklicht hatte. Eine Zahl spuke in seinem Kopf herum: die Siebenhundertdreiundachtzig. „783 Tage hat in diesem Forum keine Kultur mehr stattgefunden und ich bin superglücklich, dass wir das wieder eröffnen dürfen und dann auch noch mit so einem Programm […]. Wir sollten dieses Format etablieren, auch mit dem was gleich noch kommt.“Damit war kein Geringerer als Johannes Floehr, nicht zu verwechseln mit Ed Sheeran, gemeint, welcher, noch vor wenigen Stunden aus Hamburg angereist, kurz darauf die Bühne betrat. Mit seinem Programm „Ich bin genau mein Humor“ gestaltete er den weiteren Abend und begeisterte das gesamte Publikum.

Zum Schluss möchte ich gerne noch ein paar persönliche Worte loswerden. Ich hoffe sehr, dass ich mit diesem Artikel, dem ansatzweise gerecht werden konnte, was sich in dem Forum an diesem Abend abgespielt hatte. Der Mut dieser jungen Menschen verdient meinen allergrößten Respekt. Ebenso möchte ich zu dem Publikum sagen, dass man sich als vortragende Person kein Besseres hätte wünschen können – die Atmosphäre war einfach phänomenal! Meine abschließenden Worte richten sich an Frau Schultz, die mit Workshops, Videokonferenzen und Proben alles darangesetzt hat, dass die Veranstaltung so werden konnte, wie sie es letztendlich wurde und sowohl den Zuschauenden als auch den Vortragenden dieses einmalige Erlebnis ermöglicht hat – DANKE!

Von Luise Strucken