Was am Parkplatz des St.-Bernhard-Gymnasiums geschieht

Mehr Seenlandschaft als Parkplatz: So sieht der Parkplatz am St. Bernhard aktuell aus, wenn die Witterung, wie derzeit, regnerisch ist. Foto: Norbert Prümen

Artikel der Westdeutschen Zeitung vom 28. Dezember 2023

Schiefbahn Bei Regen gleicht der Parkplatz der renommierten Schule einer Seenplatte. Nun soll er saniert werden. Aber wie? Dazu gehen die Meinungen auseinander.

Von Nadia Joppen

Die Willicher Verwaltung soll fachlich prüfen lassen, ob bei der anstehenden Grundsanierung des Parkplatzes am St.- Bernhard-Gymnasium eine Photovoltaik-Anlage (PV) über der Parkfläche installiert werden kann. Für diesen Vorschlag der Verwaltung hatten sich die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses (HuF) mit großer Mehrheit ausgesprochen – nur die Grünen hatten eine andere Variante bevorzugt.

Die Kernelemente der beschlossenen Planungsvariante: Der Parkplatz soll gepflastert werden, damit die derzeit bei Regen wegen der schlechten Versickerungssituation schnell entstehende Seenlandschaft vermieden wird. Dabei sollen möglichst viele Pkw-Stellplätze geschaffen werden. Dazu prüfen die Stadtwerke Willich gerade, ob auch Ladesäulen für E-Fahrzeuge möglich sind. Außerdem wird der Platz erstmals mit einer Beleuchtungsanlage ausgestattet. Mit dem Prüfauftrag, ob der Platz auch mit einer PV-Anlage überdacht werden kann, folgt die Verwaltung einer Empfehlung aus der Landesbauordnung NRW, nach der „beim Neubau eines für eine Solarnutzung geeigneten offenen Parkplatzes, welcher einem Nicht-Wohngebäude dient, mit mehr als 35 Stellplätzen für Kraftfahrzeuge“ eine PV-Anlage zu installieren ist. Allerdings wäre diese Variante die teuerste Überlegung – mit Kosten von derzeit geschätzen 1,84 Millionen Euro. Ein Grund: Der Platz muss eine Kanalisation für die Entwässerung erhalten, weil eine Versickerung des Regenwassers nicht möglich ist. Außerdem steigen die Betriebskosten für den Kanal-Betriebspunkt „im Fonger“.

Im Planungsausschuss gab es Ende November keine Einigung

Der HuF hatte die Zuständigkeit übernommen, weil es in der Sitzung des Planungsausschusses Ende November keine Einigung gegeben hatte. Bündnis 90/Grüne hatten damals eine andere Planungsidee entwickelt – weil sie stärker die Entscheidung des ebenfalls politisch beschlossenen Mobilitäts- und Verkehrskonzeptes (MoVe) zur Reduzierung des „motorisierten Individualverkehres“ in den Fokus nehmen wollten. Ihr Kernvorschlag: weniger Pkw-Parkplätze und deutlich mehr (rund 200) überdachte Fahrradstellplätze. Dazu hatte die Verwaltung in der Vorlage für die HuF-Sitzung ein Grobkonzept für eine eventuelle Realisierung entwickelt – allerdings wegen der Kürze der Zeit ohne Kostenschätzung.

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PV-Ausbau

Projekte Es gibt mehrere Projekte zum Ausbau von PV-Anlagen. Der Rat entschied jüngst, eine große Anlage auf dem Dach von Schloss Neersen zu bauen. Flächen entlang der Autobahnen werden diskutiert.

Steuereinnahmen Dabei helfen könnten die Rekordergebnisse bei der Gewerbesteuer, die die Haushaltlage überraschend deutlich verbesserten. Diese sah zuvor düster aus.

Verkehrswende Das MoVe-Konzept propagiert eine Verringerung des Kfz-Verkehrs. Dafür wollen die Grünen die Zahl der Stellplätze reduzieren.

In der HuF-Diskussion vertrat Christian Winterbach (Grüne) noch einmal deren Planungsidee und fragte zudem, ob angesichts der schlechten städtischen Finanzen jetzt überhaupt der richtige Zeitpunkt für das Projekt sei? Christoph Tepper (CDU) hielt die derzeitige Situation für „unzumutbar“ und sah hinreichende Finanzierungsmöglichkeiten, weil die Stadt bei einem anderen Projekt derzeit nicht weiterkommt. Außerdem sah er eine gute Erreichbarkeit und Parksituation als Pluspunkt für die Gewinnung von Lehrkräften für das St. Bernhard.

Der zuständige Beigeordnete Gregor Nachtwey betonte, dass das Thema PV-Anlage noch in der Prüfphase mit den Stadtwerken sei. Wenn sie sich nicht realisieren lasse, werde die Verwaltung die Politik wieder informieren. Dann müsste erneut diskutiert werden – auch unter der Berücksichtigung einer anderen, kostengünstigeren Planungsvariante: Der Boden wäre so zu befestigen, dass das Oberflächenwasser versickern kann – ohne Kanalanschluss. Auch dafür gibt es Überlegungen und eine Kostenschätzung der Verwaltung von nur knapp einer Million Euro.