Beratung in Zeiten von Corona
Tipps für die große Herausforderung
Die derzeitige Situation stellt uns vor eine große Herausforderung! Bilder aus anderen Ländern können bedrückend sein und auch die Einschränkungen des Alltags können, so schön ausschlafen vielleicht auch ist, sehr beunruhigend sein. Wenn man sich vielleicht gerade auf das Abitur vorbereitet, sich auf das Praktikum oder die Klassenfahrt nach den Ferien gefreut hat oder auch die Klassenkameraden - und vielleicht auch die Lehrer – vermisst, kann es einem trotz Frühlingswetter und Ausschlafen nicht so gut gehen…
Manche von Euch haben vielleicht Angst und sorgen sich um die Gesundheit von Freunden und Familienmitgliedern. Manche bekommen vielleicht auch mit, dass sich manche Eltern oder Geschwister ganz besonders anstrengend müssen, da diese in einem sehr wichtigen Bereich arbeiten. Vielleicht haben manche auch Angst, weil sie Gespräche über „Existenz“ oder die „ungewisse Zukunft“ mitbekommen haben…
Euch mit all Euren Ängsten und Sorgen wahrzunehmen und Euch Halt anzubieten, ist das Ziel des Beratungsteams und auch wenn wir körperlich nicht anwesend sein können, möchten wir Euch diesen Halt gerne per Mail oder telefonisch anbieten.
Tipps für die Quarantäne
In Zeiten der Sorgen ist ein strukturierter und planbarer Tagesablauf sehr wichtig! So kann man sich trotz aller Umstände sicher und geborgen fühlen.
- Versucht so viel Gewohntes und Vertrautes beizubehalten! Zum Beispiel kann man den Teamsport durch Übungen daheim und einem Whatsapp-Anruf danach mit den Teamkollegen gut ersetzen.
- Auch wenn seeeehr viele sich vermutlich darüber freuen, dass der Wecker nicht mehr um 6.00 Uhr klingelt, ist es ratsam, den Tag immer zu einer ähnlichen Uhrzeit zu beginnen und zu beenden (+/- 1 Stunde).
- Informationen rund um Schule, C-Virus oder andere Bereiche sollten man nur über geeignete und gesicherte Informationskanäle suchen und dies zeitlich auch begrenzen (2 x am Tag 15 Minuten informieren)
In dieser Zeit ist Ruhe, Entspannung und Beruhigung sehr wichtig, damit wir alle den Ausnahmezustand bewältigen und uns gegenseitig mit einem klaren Kopf unterstützen und helfen können.
- Verständnis für Ängste, Sorgen und alle anderen Gefühle aufbringen kann viel Überwindung kosten, aber auch Raum für etwas geben, was man nicht leugnen kann. Wut und Ängste kommen nicht einfach so … Wir sind wütend, weil vielleicht etwas weggenommen wird, was wir sehr schätzen, oder weil jemand uns zu nahegetreten ist. Wir sind besorgt, weil wir uns einer Gefahr bewusst sind, die andere noch nicht erkannt haben und auch nicht erkennen können.
- Gemeinsam kann man sich auch an Situationen erinnern, die man schon bewältigen konnte.
- Natürlich gibt e auch konkrete Handlungsempfehlungen für den Umgang mit Panik- oder Angst. Sprecht uns einfach an!
- Tauscht euch über Einstellungen/Gedanken/Überzeugungen aus, die hilfreich sind und anderen Halt und Trost spenden können
- Pausen und „Auszeiten“ (auch voneinander) sind wichtig und auch notwendig.
Neben Sorgen kann es auch sein, dass man sich hilflos und wie ausgeliefert fühlt. Wir Menschen haben Kontrolle sehr gerne und versuchen sie durch alle möglichen Aktionen wiederzuerlangen (Hamsterkäufe, den Schuldigen für eine Sache suchen uvm.).
- Was wird schon lange aufgeschoben und müsste eigentlich mal endlich gemacht werden? Welche Aktivitäten davon sind noch möglich? Aufräumen, Dinge im Keller oder Dachboden sortieren, Fotodateien vom Handy auf den PC übertragen und endlich mal in Ordner packen oder löschen, Lesen, Tagebuch führen, eine Fremdsprache lernen (für die ganz Eifrigen)
- Die eigene Fähigkeit zur Prokrastination (Aufschieberitis) endlich in den Griff bekommen und eine Liste von Projekten erstellen. Erzählt anderen davon und sagt diesen, sie sollen euch in ein paar Tagen mal danach fragen. Eure Eltern werden euch bestimmt liebend gerne nach der Ordnung im Kinderzimmer fragen und sich auch gerne davon persönlich überzeugen!
Vielleicht kommt es auch mal vor, dass alle Familienmitglieder angespannt sind und unter Druck stehen. Eine Ausnahmesituation bringt auch große Ausnahmen und noch nie erlebte Situationen im familiären Umfeld mit sich.
- Wichtig ist, sich selbst klar zu sein, woher der Druck kommt… Kommt er wirklich von der anderen Person oder bin ich gereizt wegen X, sauer wegen Y, traurig wegen Z ?!
- Die Stärke einer Nachbarschaft, einer Schulgemeinschaft, eines Freundes oder eines Bekanntenkreises ist, dass man immer jemanden kennt, der einem in dieser Sache vielleicht helfen könnte. Man kann sich anrufen, austauschen, Gedanken miteinander teilen, den Familienrat einberufen, in dem man nur liebe Sachen zueinander sagen darf, oder auch Briefe schreiben oder Bilder malen, die jemand anderem einen Impuls für den Tag geben können.
- Eine kleine Geste der Aufmerksamkeit oder ein stärkender Gedanke kann den Tag des anderen versüßen und ganz bestimmt auch so manchen Streit verhindern.
- Darüber hinaus bieten viele Beratungsstellen und Seelsorgebereiche Telefongespräche an. Man muss nicht psychisch zusammenkommen. Per Mail könnt Ihr uns weiterhin erreichen und gemeinsam können wir schauen, ob man telefonieren oder auch ein anderes Format benutzen kann.
- eine „Medienabstinenz“ oder ein „Tag/Stunde ohne Smartphone“.
Hoffnung. Hierfür sehen wir persönlich gerade überall Zeichen! Menschen musizieren zusammen für andere, gehen für Risikopatienten einkaufen, stärken einander mit „Danke!“ oder „Bleib gesund!“, basteln Plakate, schreiben Briefe an Menschen, die sie nicht kennen. Menschen entwickeln unfassbare Kreativität und machen witzige Sketche über Klopapier oder andere Naturalien, drehen Videos daheim und tanzen und lachen gemeinsam. Menschen unterstützen sich, wenn jemand etwas Schlimmes verkraften muss und wenn es jemandem nicht gut geht. Menschen sind überall füreinander da!
- Achtet auf Berichte über Hilfsaktionen! Achtet auf erfreuliche Meldungen oder Studienergebnisse.
- Macht euch gegenseitig auf Hilfsangebote aufmerksam! Wer hat vielleicht Wertschätzung aber auch Entlastung verdient?
- Gerade Kinder sollten auf Hilfsangebote aufmerksam gemacht werden und auch mit Hilfe der Erwachsenen an diesen teilnehmen. Feste Zeiten für Aktivitäten, ein dosierter Medienkonsum und ein ehrlicher Umgang mit der Situation sind empfehlenswert.
- Denkt darüber nach, wofür ihr dankbar seid, worüber man sich in den nächsten Wochen freuen kann. Was kann man nach der „Zeit der Ausnahmen“ machen? Was kann man vielleicht grundlegend überdenken und verändern? Sind vielleicht Dinge, die selbstverständlich waren, es doch nicht?
- Vielleicht findet der ein oder andere auch eine Chance …. Als Macher, als Tröster, als Helfer, als Erklärer, als Unterstützer, als Koch, als Putzfee, als Dachbodenaufräumer oder als Briefeschreiber …. andere zu überraschen!
… und bei all diesen Dingen… denkt daran, dass eine solche Zeit eine Überforderung für alle Menschen darstellt. Wir können Dinge nicht immer zufriedenstellend bewältigen und manchmal können wir auch nur das tun, was wir jetzt gerade unter diesen Umständen leisten können. Wir alle geraten an unsere Grenzen!
Holt euch Unterstützung, teilt Aufgaben auf! Strukturiert den Tag! Macht Pausen! Bewegt euch draußen! Sprecht eure Gedanken aus, denn die kann der andere nicht lesen oder sehen! Trinkt, esst und schlaft genug! … und seid vor allem fair zu euch selbst!
Alles Gute,
Das Beratungsteam
Quellen, die verwendet wurden:
- Informationen der Notfallseelsorge Rheinland (2020) von, B. van der Heyden & Prof. Dr. H. Karutz
- Informationen von www.quarks.de (2020)
- Achtsamkeitsübungen und Regeln der Psychohygiene (diverse Bücher)